…it is indeed, that you, as usual, just want to impress the art world? (ilja & emilia kabakow)
der mensch ist das produkt vieler umbrüche. ein um-bruchstück sozusagen. kriege, nahrungskatastrophen, herrschaftswechsel, technischer fortschritt oder epidemien: ständig ist der mensch gefordert, sich anzupassen. ein exogener dauerreiz, über den sich personalentscheider und arbeitsminister schon seit dekaden den mund fusselig reden. dass dies genau die spezies trifft, die neben faultier und qualle noch am leidenschaftlichsten den status quo hegt, ist nur eine der schönen ironien der geschichte. der mensch an sich ist nämlich redlich apathisch: essen, schlafen, fortpflanzen. mehr braucht’s nicht zur zufriedenheit. und doch: wenn man den code der künstlerischen informationen und stukturen geknackt hat und sozusagen als hacker erfolgreich in diese systeme hineinkommt, fängt man unwillkürlich an, zu bewundern, was sich dabei offenbart. für diesen moment ist all die vergeblichkeit und sinnlosigkeit und paradoxie eliminiert. zwar birgt die existenz des menschen keinen sinn, aber wenn jemand in der lage ist, eine solche kommunikation über jahrhunderte oder über räumliche distanzen herzustellen, wird man zum teil einer größeren einheit, nämlich kunst. mit der kunst nimmt dasjenige gestalt an, was das kostbarste am menschengesclecht ist. was ansonsten an erdöl-bohrinseln, raumtransportern etc. gebaut wird, dient der erhaltung der spezies und ist entsprechend banal. im grunde unterscheidet es sich nicht von den tätigkeiten der tiere. aber kunst ist etwas anderes.
(kompositum aus till schröders “zäsur auf zimmertemperatur”, operpur 8, 4 & peter steins “glücksmaschine theater”, lettre 94, 66)
der grundlage folgt die begründung, der symbolik die macht, den gedanken die rede, und der unterdrückung der aufstand. es gibt eine stringenz in gesellschaftlich reproduzierter logik, die gänsehaut hervorruft. philosophische argumentationen, in stein gemeißelt, durch natur- und wirtschaftswissenschaftliche erkenntnisse belegt. alles sinnig, alles schlicht soweit.
warum ergibt sich also entwicklung? freude? euphorie? erstaunen? sind es nicht die momente vollkommenster unlogik – irrationalsten wahnsinns – die das herz aussetzen lassen? bildet nicht gesellschaftliche logik die pfeiler des bestehens, der ruhe, damit die unlogik sie einreißen, verrücken oder an anderer stelle modifiziert wieder aufzubauen kann?
popdiskurse, diskographien, plattencover, kakkmaddafakka, lykke li, rotzpipn, kvelertak, can (communism | anarchism | nihilism), kjellvander (…) . überall findet gesellschaftliches handeln im sinne eines darüberhinausdenkens, eines transformationsprozesses statt. nicht durch die musik, sondern durch den hörenden. dazu steininger (der ton macht die musik 1995, 24 f.): “musik ist als kreation eines oder verschiedener individuen anzusehen und als kunst, die sich an der aktiven, subjektiven auseinandersetzung an jener kreation bei einem menschen erst breitmacht. jeder mensch hört musik als nicht nur, er arbeitet sie, er tätigt sie: er macht sie! die ohren lasses es zu, dass die schwingungen aufgenommen werden, das gedankliche auge erschafft den vorstellungsrahmen (bisweilen kann das gedankliche auge und das organ selbst gleichgesetzt werden: das sind die momente, in denen musik aktiv an der konstitution von welt beteiligt ist) und die muskelfasern verändern in einem aktiven prozess ihre kontraktionsformen. dies bedeutet, dass kreation aktion evoziert, dass jede art von musikalischem output, jeder erzeugte ton od. melodie gleichzeitig zur handlung verleitet. zumeist beruht diese auf minimalster ausprägung und gereicht kaum zur bemerkung, in manchen bemerkbaren fällen verändert sie die gedanken und handlungsprozesse eines menschen auf beträchtliche art und weise: music = art = perception = action = change.” noch bedeutet dies nicht, dass logik produziert wird, es ist vielmehr die tätigkeitstheoretische grundformel, die rezeption und aktion verbindet. ob daraus kausal verknüpfte handlungsketten entstehen, die wir gemeinhin logik nennen, sei dahingestellt. im besten falle nicht. “what makes you think nonsense is bad? if they’d nurtured and cared for human nonsense over the ages the way they did with intelligence, it might have turned into something of special value.” (we | zamyatin)