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| die semantik der moderne ist aus porösem backstein |

Posted: Januar 1st, 2015 | Author: | Filed under: exkurs ohne norm | No Comments »

 

Intro to More

“Es gibt keine Lösung, aber Kunst kreiert einen Raum der Verhandlung”

- gegen Zensierung und Einschränkung der Meinungsfreiheit

 

 


| pero tenemos la música |

Posted: September 11th, 2014 | Author: | Filed under: sound | No Comments »

I’m slowing down the tune
I never liked it fast
You want to get there soon
I want to get there last

(Leonard Cohen)


| production of space – oder: die wertlose bibliothek ist ein unbedingter raum |

Posted: Juni 30th, 2014 | Author: | Filed under: die wertlose bibliothek, word | No Comments »

manfredo tafuri vertritt die these, dass architektur im kapitalistischen zeitalter  zwangsläufig – wie ambitioniert auch immer – in einer sublimen nutzlosigkeit verharre. ihm folgend entstünden räume und formen, aus denen die zeit und das leben nach und nach entschwinden – wie zersetzendes gemurmel, nach dessen verklingen die äußere form einer funktionslosen und uninspirativen hülle bliebe. diese argumentationslogik mag bezogen auf statik, form und expression ihre richtigkeit besitzen, nicht jedoch, was ihre funktionalität anbelangt. architektur und lebensraum werden – gerade wenn von den dort lebenden menschen selbst gestaltet – gemäß eines indirekten zwangs zur konformität gewählt. visuelle und digitale transparenz gepaart mit inszenierter präsentation. man lebt nicht nur, man verwirklicht sich. man richtet sich nicht nur ein, man gestaltet sich.

die wertlose bibliothek wendet sich dagegen. sie ist ein leerer, voraussetzungsloser, wenn nicht gar postpostmoderner raum. ihr raum besteht nicht per se, er entsteht, durch handeln, sprechen, lesen, nichtstun. denn „raum“ kommt – heideggers bonmot zufolge – von „räumen“. um raum zu schaffen, muss geräumt werden. räumt man die wertlose bibliothek, so bleiben die dialektalen attribuierungen indifferent und unbedingt im zentrum stehen. sie verleihen der wertlosen bibliothek ihren architektonischen rahmen, die fortan in gestalt und wesen mäandert.


(source: biblioteca publica mexico stadt, f: yoshihiro koitani)


| accidental play of the week – nine |

Posted: Mai 18th, 2014 | Author: | Filed under: acc. play of the week, sound | No Comments »

ohnein, kate tempest gehört nicht dazu. zu den blümchenblusensongwriterinnen, die mit hochaufgeschlagenen augen rehscheu ins publikum blicken, zierliche lieder von zaudernder liebe singen und dabei sachte mit der daumenfläche über die sechs saiten der konzertgitarre wischen. im gegenteil: die wortgewandte und ungenierte londonerin mag es derb. mit penetrant-nöliger stimme prasselt ihr wortschwall wie donnergrollen auf das publikum nieder. inszeniert als rockija plärrt sie in jedes herumstehende mikrophon. es scheint zu wirken. sie ist der spoken artist der stunde, mit “sick flow” und “relentless rhymes”.

aber sie kann auch im modus “feel good”, wie sie in “our town” zeigt. im remix-style als feat. mit letthemusicplay durchschlendert sie die londoner staßen und sprechsingt gedankenverlorene binsen, die im kern augenzwinkernde kritik am hedono-cosmopolitischen lebensstil der 2010er jahre üben. informationsflut und zeitnot an allen ecken und enden und das endlos-gestresste bemühen, so gechillt wie möglich dabei zu wirken. auf den punkt gebracht: [...] let’s pretend we’re not too busy [...]. die szenerie wirkt jedoch in keinster weise gesellschaftskritisch aufgeladen. die beatmachine produziert wohltemperierte sonnenstahlen.

während der song schon bei 3:11 ausklingt, scheint im hinterkopf der dumpfe bass zu dan le sacs f***o**-hymne weiterzuschlagen: “the beatles: were just a band. / led zepplin: just a band. / the beach boys: just a band. / the sex pistols: just a band. / the clash: just a band. / crass: just a band. / minor threat: just a band. / the cure: were just a band. / the smiths: just a band. / …” (thou shalt not kieewl – dan le sac feat. scroobius pip)

“our town” von letthemusicplay feat. kate tempest ist der neunte song aus der offjournal-reihe “accidental play of the week – die musikalische halbe stunde reise nach jerusalem, bei der der song gewinnt, der im ohr stehenbleibt.”


| you cannot turn us back no more de:bug – ein kritischer nachruf |

Posted: April 6th, 2014 | Author: | Filed under: exkurs ohne norm | No Comments »

„im allgemeinen hört heute niemand mehr zu“. ilse aichinger war schon immer wortkarg. in ihren texten, im gesprochenen wort. sie enthielt sich dem diarrhoeartigen literatensprech ihrer machistischen aufbaugeneration. und sprach nur an den richtigen stellen: „es muss gar nichts bleiben“, fiel es 1996 aus ihr heraus. dies gilt auch für de:bug. nach 32.224.205 zeichen ist nun schluss. was bleibt, ist ein ambivalenter nachruf „…für ein besseres morgen“. wo seid ihr hingekommen mit solch leergedroschenen phrasen? wo ist die de:bug, die rasiermesserscharfe kritik am blankozeitgeist der 00-jahre formulierte und doch stolzen hauptes die selbstgetackerten piercings ihrer letzten love parade vorzeigte? so verschollen wie die leserschaft war in den letzten monaten auch der mut, den spagat zwischen gestern und morgen genau im jetzt zu schreiben, wohlwissend, dass das geschriebene morgen das grau des gestern sein würde. ihr habt euch verloren zwischen avantgarde und reaktionismus, zwischen systemkritik und tech-ads, zwischen „reisst alles nieder“ und biederem konformisten-trash! nicht nur mir schienen sich die einst ambitionierstesten querdenker zuletzt in rhetorischer vollbart-beweihräucherung zu vergnügen und statt kapitalismuskritik á la mercedes bunz dem cool des neusten synthietablets zu frönen.

dennoch: den rave habt ihr nie verlernt und die bandbreite der besprechungen bleibt unübertroffen. kleingetippt, zart aber gigantisch inspirativ.  ich werde euch in erinnerung behalten, als zerfledderte zeitung, mit mut, zeitweilig das andere zu denken, prätentiös bisweilen, aber verdammt gut. und mit mit dem humor, zu schreiben, wenn es nichts zu schreiben gibt [christian blumbergs rezension zu britney spears – greatest hits: „echt nur hits drauf. wollte hier erst etwas von ‚oneothrix point never’ besprechen, aber hier sind ja viel mehr stücke drauf. spitzen-cd. kann ich nur empfehlen. viele grüsse,” 04/2014] ja, danke de:bug, für den mut zum lo-fi.


| miquid lusic |

Posted: März 11th, 2014 | Author: | Filed under: exkurs ohne norm, sound | No Comments »

es ist ein kreuz mit der dialektik von beständigkeit und wandel. ist sie ein pendel, das – ohne schwung einzubüßen – just kurz vor den determinismus und dann wieder zum tabula rasa hin- und herschwingt? oder eher ein strategisches schachspiel, bei dem weiss nur gegen schwarz gewinnen kann – vice versa – wenn die jeweils komplementäre farbe sich überhaupt aufs spielbrett traut? oder gehört sie in die kategorie der vorderräder, die immer in dieselbe richtung lenken und von einem dritten rad, dem lenkrad, gesteuert werden? egal, welche denkbilder bemüht werden, sie windet sich immer heraus aus der erklärbarkeit. und dann schreibt bruno latour den satz: „wir sind nie modern gewesen“; wie ein donnerschlag hallt dieser durch die gehörgänge der verfechter von postmoderne und poststrukturalismus. wie, wo, was, wenn wir nie modern gewesen sind, können wir schon erst recht nicht postmodern geworden sein.

mit übermut könnte man dies auf die derzeitige electronifizierung der hauptstädtischen musiklandschaft übertragen. sie dekategorisiert sich zu einer flüssigen konsistenz von soundpattern und beatbrei. rebusartige sinn- und unsinnfelder werden kreiert, mal mit symbolischer aufladung, mal als bewusster nihilo-trash. beständigkeit und wandel ereignen sich hier in ein und demselben moment, als endlosschleifige liquid music (bitte bloss keine unterbrechung, dies könnte für einen kurzzeitigen moment bewusstseinsirritierenden schock erzeugen) mit gleichzeitiger erprobung bisher nie dagewesener soundvariationen. von der reglermanie zur rebusparty? indirekter ausdruck von emotion in verflüssigtem aggregatszustand? klammer auf (

) klammer zu. elektronische beats als mosaiksteinchen für ein gesellschaftlich-auditives gemälde? eine liquide hinterbühne für die reibungslose unterstützung von kommunikationshülsen? programmierbare innovation als strukturelement einer poststrukturalistischen popmusik? fragen in endlosschleifen, ich komme hier nicht weiter; besser abschalten. com truise machts vor.

 

 


| accidental play of the week – eight |

Posted: Januar 26th, 2014 | Author: | Filed under: acc. play of the week, sound | No Comments »

was muss man nicht alles lesen. mogwai seien alt geworden. seit 1995 betöre die glasgower postrockband die musikwelt mit soundkartenhäusern. die nun langsam abbröckeln, in sich zusammenfallen. zu einseitig und unaufgeregt klängen die songs, zu erlebnisarm tropften aitchisons basstöne an braithwaites kaum dechiffrierbaren melodielinien entlang. die band befände sich nun im vaterstadium, ikeas “small-land” statt soundlandscapes.

eine anmaßung. bereits mogwais soundkulissen als songs zu betiteln widerspricht dem immanenten charakter der atmosphärik. die ausgewählten soundbeispiele bilden lediglich hörerkompatible ausschnitte ab, häppchen für die 3:20-geschulten massen, ein kurzes hastiges vorbeihören. mogwai sind sound. es geht nicht um den anfang und das ende, sondern um den einzelnen ton. um die unschuldige leichtigkeit von pianissimo, um die brachiale wucht verzerrter bässe beim crescendo. mogwai-sounds zu hören ist wie das entlanglaufen auf getrocknetem hawaiianischen magma [2:47]. ein schier endloser krater poröser felsbrocken, die eine bewegungslose steinwüste beschreiben, starr und ohne leben. doch wer die augen öffnet und die ohren nicht verschließt, sieht die pflanzen sprießen, das erste leben zwischen dem gestein, hört und spürt das brodelnde lava nahe an den fußsohlen vibrieren, entdeckt die weite der szenerie und die gleichzeitigkeit von entstehen und vergehen.

mogwai entzieht sich jeder beschreibung. ihr name ist so beschreibungslos wie sie selbst. sie konstruieren gefühle, bei dem einen melancholie, bei der anderen freude und erhabenheit. sie ist die band aller gleichzeitigkeit für die, die sich zeit zum hören nehmen.

“the lord is out of control” von mogwai ist der achte song aus der offjournal-reihe “accidental play of the week – die musikalische halbe stunde reise nach jerusalem, bei der der song gewinnt, der im ohr stehenbleibt.”


| „aden arabie“ von paul nizan in der wertlosen bibliothek (3) |

Posted: Januar 9th, 2014 | Author: | Filed under: die wertlose bibliothek, word | No Comments »

secondhand-exemplar aus dem jahr 1974, abgegriffen, vergriffen, nicht mehr aufgelegt: paul nizan scheint kein autor der modernen stunde zu sein. 1905 in tours geboren, erlebt er seine kindheit im ersten weltkrieg. fortan entwickelt er sich zu einem urban-intellektuellen studenten, der – an der seite jean-paul sartres – die elitehochschule école normale supérieure in paris absolviert. sein lebenswille schwankt zeitlebens zwischen empörung und überdruss. er stellt seine energie lange zeit dem marxismus und dem kommunistischen untergrund der französischen résistance zur verfügung. seine überschüssige wut zieht ihn letztlich in den krieg, in dem er 1940 bei dünkirchen fällt.

„aden arabie“ kann als persönlichste schrift von nizan gelesen werden und erhält dadurch zusätzliche autobiographische brisanz. während seiner zeit in arabien entsteht ein pamphlet, das francois bondy 1970 zurecht als ein werk der „anti-exotik“ beschreibt. in „aden“ wütet nizan; er schimpft und hadert mit den „geistlieferanten“ des nachkriegsfrankreichs, sucht heil in einer reise und findet dort nur neue aufschlagflächen für zerriss und verschmähung. ein vokabular der vernichtung, ausgeschmückt mit gedankenspielen der gewalt, blasphemie und des puren hohns. seiner intellektuellen beobachtungsschärfe im detail steht der anti-kulturelle flair des scheuklappenkommunisten entgegen, in dessen hasstrichter nizan immer tiefer gen exodus rutscht. wenn sartre sagt, dass nizan die stimme der revoltierenden jugend frankreichs werden könnte, so hat ihn die geschichte fürwahr belehrt.

weshalb findet nun das vergilbte werk einen platz im kanon der rezensierten bibliothek? was wiegt das wagnis auf, längst überholte phrasen in den literarischen kosmos zu dreschen und damit gescheitertem pseudo-politismus zu frönen? es sind die aufblitzenden gedanken des betrübten, die sich in melancholie gesuhlt zu postmoderner schönheit und relevanz wandeln: es ist die anti-essentialistische romantik des reisen, die nizan wie kein anderer darzustellen vermag.

bereits zu beginn, nach seiner reise von paris nach aden, bekundet der ich-erzähler müde: „ich bin angekommen: nichts, worauf man stolz sein könnte.“ (s. 62) schon bald reflektiert er die motive für das streben nach ferne und kommt zum ernüchternden schluss, dass nicht die ferne selbst, sondern die unerträgliche nähe der auslöser für das streben nach ferne sei, verwurzelt im epizentrum angst: „die erste regung der angst ist die flucht.“ (s. 63) nizan, als meister der desillusion, präzisiert die sachlage schlussendlich: „reisende, ihr werdet immer leerer und zittert, ihr werdet immer kränker von den auswirkungen eures leidens, umsonst versucht ihr, euch damit zu beruhigen, dass ihr euch immer wieder sagt, ihr seid frei und das könne euch immerhin keiner nehmen. die freiheit des meeres und der landstrassen ist eine illusion. (s. 67)

er beäugt – sichtlich skeptisch – die vorgänge in der arabischen kleinstadt. widerwillig lässt er sich auf die lebensweisen ein und skizziert ein nahezu kulturfeindliches portrait deren sitten und bräuche. aden – zu jener zeit eine bedeutsame handelsstadt, unweit der meeresenge bab al-mandab am roten meer gelegen und politisch gestärkt durch flottenstützpunkte und regierungsbefugnisse – strahlt die kulturelle vielfalt einer sich durch orientalische wie westliche einflüsse mäandernden stadt aus. nizans beobachtungen hegen jedoch keine sentimentalitäten für transkulturelle phänomene; er dokumentiert stumpf:

„diese leute spielen ihre rollen in kleinen anekdotenhaften dramen, die wie schattenspiele die typischen bewegungen des lebens der zivilisierten menschen wiedergeben. diese rollen sind beherrscht von gewohnheiten und schwachen leidenschaften, vom leben, jenem simplen spiel von lustlos angenommenen bräuchen. […] die bewohner von aden leben genauso wie die von london und paris – es sind ja die gleichen pflanzen in einem treibhaus, dessen temperatur sie wachsen lässt: sie tauchen auf, bleiben stehen, gehen, weinen, verschwinden, verflüchtigen sich ohne sinn und verstand. anfangs sieht man gar nicht, warum sie kommen und gehen, klingeln, sich unterhalten, man errät nur, dass diese aktivitäten von fremden plänen und kräften geleitet werden, in denen sich eine erklärung für jene wechselnden erscheinungen finden muss. sie führen sich auf, wie erwachsene sich vor den kritischen blicken von kindern aufführen. […] schliesslich durchschaut man dieses abstrakte spiel, bei dem die spieler fast nur zwei dimensionen haben, und es ist auch nicht schwer, das zu durchschauen, obwohl der sinn des stückes und die fabel aus allem widersinn des menschlichen lebens zusammengesetzt sind. […] in allen städten der welt gibt es zeitgenossen, die auf den tag warten, wo der deckel in die luft gehen und die schwungräder abspringen werden.“ (s. 83)

nizans apokalyptische darstellungen enthalten spuren ethnophobischer kulturverachtung und speisen sich letztlich aus dem emotionalen überbau der selbstreflexion. er sitzt dem irrglauben auf, dass reisen nur vor dem äusseren auge geschieht, während das innere die bewertende instanz innehält. dabei ist es eben jene erfahrung, der wir im fremden begegnen, die „den horizont der eigenen lebensweise transzendiert und für andere möglichkeiten der existenz öffnet, die eigene lebensweise aber auch in frage stellt“ – wie fuchs und berg (1993) treffend formulieren. nizans resümee zum mehrwert seines arabischen aufenthaltes ist jedoch vernichtend: „das ist der gewinn der reisen. es gibt nur eine einzige gewinnbringende art zu reisen, das ist die reise zu den menschen, die reise des odysseus, wie ich hätte wissen müssen, wenn mir meine humanistische bildung etwas genutzt hätte. und sie endet immer mit der rückkehr. der ganze gewinn einer reise liegt in ihrem letzten tag.“ (s. 101)

der abspann des pamphlets handelt von der wiederankunft in paris, von der unmittelbarkeit der dort vorherrschenden bedrückung als ausläufer des ersten weltkrieges. aber auch der ich-erzähler spürt, dass die variable zeit den begriff „rückkehr“ obsolet macht – dass es unter einwirkung von zeit keine solche geben kann. er reist nicht zurück nach paris, sondern wieder nach paris hin. er erlebt paris anders, er denkt paris anders, er spricht und handelt vor dem hintergrund der erlebnisse und erfahrungen aus aden. er war kein herumirrender odysseus, kein spielball im pulsierenden lebenskern von aden, aber die psychische und physische auseinandersetzung mit den dortigen lebensgewohnheiten haben ihn dennoch beeinflusst und geformt.

http://www.mundoobrero.es/img/cont/20120619_paul_nizan.jpg(quelle: mundoobrero.es)

„aden“ von paul nizan (1969 – rororo – reinbek) ist das dritte vorgestellte werk aus der offjournal-reihe „die wertlose bibliothek“ – zeitgleich publiziert im online-kulturmagazin “zeitnah”: http://zeitnah.ch/7745/elias-fauser-aden-wertlose-bibliothek-3/
prolog zur wertlosen bibliothek: http://www.offjournal.de/archives/713


| ironie ist das, was bleibt – oder: … |

Posted: Dezember 30th, 2013 | Author: | Filed under: exkurs ohne norm, sound | No Comments »

…zehn bitterböse musikalische p-a-u-k-e-n-schläge, die das jahr 2013 zwischen der bowie- und daft punk- euphorie leider verpasst hat:

  • die absperrzäune um jim morrisons grab auf dem père-lachaise mit stacheldraht zu verstärken, damit die omis zu seinem 70. geburtstag keinen punk zelebrieren können
  • ein grammy an ja, panik für ihre fussballstadionhymne „dmd kiu lidt“
  • die rehabilitation von julia hummer zur frontfrau von alt-j
  • ein transatlantisches popduett von ellie golding und helene fischer im zdf-fernsehgarten
  • eine solotour von thes uhlmann mit dem titel „keinen schlechten ruf in guten kreisen, einen guten ruf in schlechten kreisen“
  • den sommerhit „stolen dance“ im sommer zu entdecken
  • nils freverts „ich würde dir helfen, eine leiche zu verscharren, wenn’s nicht meine ist“ als partysong beim cdu-bundestagswahlsieg
  • die memoiren „skinny girl“ von birdy kurz vor der auszeichnung für ihr lebenswerk bei der johnny hallyday-show
  • eine abschiedsgala mit „perfect day“ von und für lou reed beim finale von the voice of germany
  • eine x-mas edition der single „still“ von jupiter jones

und auch 2014 dran denken: fremde sind freunde, die wir noch nicht kennen.

..ne, ich hör auf, das reicht jetzt.


| die wertlose bibliothek – konstruktion oder dekonstruktion von literatur?! |

Posted: Dezember 17th, 2013 | Author: | Filed under: die wertlose bibliothek | No Comments »

der boden ist gewischt, regale sind angebracht, die katalogisierung läuft an. es stehen bislang nur einzelne bücher herum. sorglos, ungeordnet. die wertlose bibliothek ist keine bibliothek der literaturwissenschaft, sondern ein interaktives kollektiv der literatur. es findet keine aufnahme oder chiffrierung statt. der gegenwärtige literaturbegriff wird – wie auch bei eagleton – weitreichend in frage gestellt. ja, die imaginisten werden sich die augen reiben, die formalisten sicher heulen; die poeten werden sich echauffieren, wie einst lasker-schüler ob der blasphemischen anzweiflung ihres künstlerischen anspruchs. und die ästheten, ja die sehen inhalt und form, die sie über mühsame jahrzehnte zu integralen konzipiert haben, wieder mutwillig auseinanderdriften..unbegründet.

die wertlose bibliothek wendet sich gegen jedes dogma. sie vertritt ein nonkategoriales und konstruktivistisches verständnis von literatur. literatur ist, wenn sie vom lesenden als solche wahrgenommen wird:
literatur ist also nicht, sie findet statt.
beim herausgreifen eines buches, beim umblättern, beim gespräch, beim zurseitelegen..

die wertlose bibliothek findet immer statt. sie hat keine öffnungszeiten, keine strenge aufsicht wie im lesesaal der französischen nationalbibliothek. denn sie ist wertlos, niemand wird etwas aus ihr entwenden können. sie steht für eine idee.

die wertlose bibliothek: bestand dezember 2013

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(cf. thestrangeattractor.net)